Anton Fichtlmeier hilft Hundeführern
Folgende Frage wird gestellt:
Ich habe vom Welpenalter an eine einjährige großen Münsterländerhündin. Sie arbeitet Hasenspuren, steht vor und auch sonst klappt alles relativ gut. Nur leider gibt es ein Problem: Sie geht auf eigene Faust jagen, fällt von einer Wildspur auf die nächste und vergisst dann leider das Wiederkommen. Wenn ich sie nach mehreren Stunden endlich gefunden habe, dann kommt jedes Mal freudig auf mich zugelaufen. Da ist es dann mit Bestrafung schlecht. Haben Sie einen Rat, wie ich das ändern kann?
Anton Fichtlmeier:
Meiner Meinung nach werden bei der Ausbildung zum Jagdgebrauchshund häufig zwei nicht unbedeutende Fehler gemacht:
- Zum einen das Freie-Stöbern-Lassen im Revier, das dem Wecken von Passion dienlich sein soll, jedoch in den meisten Fällen eine Verselbständigung des Hundes am Wild nach sich zieht.
- Zum anderen das zu frühe Arbeiten-Lassen des unerfahrenen Hundes auf der Gesundspur eines Hasen, ohne den verlässlichen Gehorsam.
In beiden Fällen macht der Hund die Erfahrung, dass nicht gemeinsam mit dem Hundeführer gejagt wird und dabei Wild zur Strecke kommt, sondern dass das mehr oder weniger planlose Verfolgen irgendwelcher Spuren einen großen Lustgewinn bringt. Bleibt der Hund dabei länger fort, verliert mancher Hundeführer die Nerven und beginnt ihn zu suchen und irgendwo einzusammeln. Damit nimmt er dem Hund die Möglichkeit, auf der Eigenspur zurückzufinden!
Arbeiten Sie an folgendem:
- Einen verlässlichen Verhaltensabbruch (in diesem Falle empfehle ich ein klassisches Down auf Triller).
- An der Verbesserung der Kontaktaufnahme (ein leises Gaumenschnalzen sollte bereits genügen, dass der Hund Sie interessiert ansieht),
- An der Bringtreue (Beute tauschen gegen Futter).
- An der Spurreinheit (ein weiterer wichtiger Bereich!) Dazu lassen Sie Ihren Hund sich sein Futter dadurch verdienen, dass er nur durch das Suchen der Beute auf einer definierten Spur und dem Apport zurück zum Ausgangspunkt (auf der Eigenspur) zum Erfolg kommt.
Ein Übungsvorschlag:
Als erstes darf Ihr Hund seinen Futternapf nur noch dann leeren, wenn er ein ganz spezielles Dummy apportiert. Dieses Dummy codiert so zusagen fürs „Überleben“.
So können Sie dabei vorgehen:
- Legen Sie zuerst einige Tage zur Fütterungszeit (ca. zwei bis drei Mal pro Tag) das Dummy sichtig aus, dann schicken Sie den Hund zum Apport, und für das Bringen bekommt er sein Futter.
-
Als nächstes ziehen Sie mit diesem
Dummy eine Schleppe. Der Hund sucht, apportiert zurück zum
Ausgangspunkt, dort steht die Futterschüssel und er darf fressen.
Das alles geschieht ohne Ablenkung in befriedetem Gebiet, so dass der Hund sich nicht entziehen kann. - Klappt das, dann geht es ins Revier.
- Wieder wird mit diesem Dummy eine Schleppe gelegt, und diese dann am Riemen gearbeitet. Selbstverständlich ist hierbei, dass Sie den genauen Verlauf der Schleppe kennen!
-
Der Hund sucht, findet und apportiert
auf der Eigenspur zurück zum Ausgangspunkt, wo seine Futterschüssel auf ihn wartet.
Als Variation können Sie die Liegezeit zwischen Legen und Suchen der Schleppe erhöhen, damit muss der Hund sich bei Suchen der Spur etwas mehr anstrengen. - Nun erhöhen Sie den Schwierigkeitsgrad weiter, indem Sie das Dummy schleppen und zuerst eine, später mehrere Verleitungen mit kaltem Wild von weiteren Personen legen lassen.
Jede Schleppe wird am Riemen gearbeitet! Und was ganz wichtig ist: Sie laufen immer zusammen mit Ihrem Hund, der dabei das Dummy apportiert, auf der Schleppenspur (Eigenspur) zum Ausgangspunkt zurück! Anfangs ist auch beim Zurücklaufen der Riemen noch am Hund, damit er sich nicht entziehen kann. Im Laufe der Zeit darf der Hund dann auch frei neben Ihnen zurück zum Ausgangspunkt laufen.
Funktioniert das alles zuverlässig, dann darf der Hund die eine oder andere Schleppe zwischendurch auch frei arbeiten. Wenn jetzt noch die Erfahrung dazu kommt, dass das Kontakthalten, z.B. beim
Vorstehen mit Schussabgabe und anschließendem Apport belohnt wird, ist das Team schon fast perfekt.
Mit freundlicher Genehmigung der „Wild und Hund“
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