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Das Alleinbleiben funktioniert leider nicht

 

Ein Hundeführer stellt folgende Frage zum Thema: „Alleinbleiben“:

Unser 9 Monate alter Weimaranerrüde macht in unserem Haus sehr viel kaputt. Er zerkaut Schuhe, jeder Gartenstuhl ist angefressen, Decken und Felle werden zerrissen, er reißt die Tapeten von der Wand und gestern hat er den Teppich von unseren Treppenstufen gerissen und zerkaut. All das passiert fast ausschließlich in unserer Abwesenheit, so dass man keine Möglichkeit hat, ihn auf frischer Tat zu ertappen und zu schimpfen. Er ist nie mehr als 2-3 Stunden am Stück allein.

 

Die Frage dazu:

Warum ist das so und was kann man tun, um dem Hund das Alleinbleiben zu lernen?

 

Anton Fichtlmeier:

Der Weimaraner ist ein Hund, der sich sehr eng an seine/n Menschen bindet. Deshalb wäre es wichtig gewesen, auf die ersten Anzeichen zu reagieren, wenn er Probleme mit dem Alleinbleiben zeigt. Als weiteren Grund würde ich das Verhalten Ihres Hundes als leisen Hilfeschrei interpretieren, denn ich denke er pubertiert. Aber die Pubertät geht glücklicherweise früher oder später wieder vorbei.

Neben dem Wunsch sich immer in Ihrer Nähe zu befinden, fehlt Ihrem Hund unter Umständen auch die nötige innere Ruhe, die sich von selbst einstellen müsste, wenn er sich allein innerhalb des Hauses befindet. Was man auch nicht vergessen sollte, gerade in diesem Alter schreien seine Talente nach Auslastung, was entsprechend gehandhabt werden sollte.

 

Das wäre der Idealfall

Idealerweise vermittelt man bereits dem Welpen das Alleinbleiben, und zwar indem man ihn lehrt, sich mehrmals täglich für eine bestimmte Zeit in seiner Hundebox aufzuhalten. Hilfestellung dazu, wie man einen Hund an eine Hundebox gewöhnt, finden Sie hier >> .

Auch während der Nachtruhe macht es Sinn, bereits dem Welpen seinen Schlafplatz in einer Hundebox anzubieten. Ein angenehmer Nebeneffekt dabei ist: er kann nicht umherwandern und Dummheiten anstellen. Mit diesen Auszeiten und mit dem engen Raum seiner kleinen Höhle, die ihm Geborgenheit bietet, lernt ein Hund mit dem Alleinbleiben besser klarzukommen. Als Anreiz kann man ihm dort anfangs auch immer mal wieder einen Knochen zum Benagen geben.

 

So könnte Ihr Weg aussehen

1. Gewöhnung an die Hundebox
Holen Sie bei Ihrem Rüden die Gewöhnung an eine Hundebox nach. Zwingen Sie ihn jedoch auf keinen Fall von jetzt auf gleich in eine geschlossene Hundebox, sondern lassen Sie sich zur Gewöhnung (lesen Sie hier >>>) einige Wochen Zeit! Denn eine Hundebox ist nicht als bequeme Lösung zur Hundeaufbewahrung zu sehen!

 

2.Gewöhnung an die Autobox

Auch das Warten im Auto in der Hundebox unterstützt beim Erlernen des Alleinbleibens. Hier ebenso die Zeiten langsam steigern, so dass Sie sich im Laufe der Zeit auch für längere Zeit vom Kfz entfernen und Einkaufen gehen können, ohne dass der Hund dabei in Stress kommt.

 

3.Im „Bleib am Rucksack“ warten

Lehren Sie Ihren Hund, obwohl Sie sich im Haus befinden und diversen Tätigkeiten nachgehen, an einem von Ihnen definierten Platz durch Ablegen am Rucksack o.ä. innerhalb des Hauses so lange zu warten, bis Sie ihn dort wieder abholen. Um ihm dies über eine verständliche Symbolik leichter zu gestalten, legen Sie das Halsband an und klicken seine Leine dran. Den Rucksack legen Sie dabei auf die Leine, sodass er eine leichte Hemmung hat und diesen ein Stück mitziehen würde, wenn er sich entfernen möchte. In meinem Buch „Der Hund an der Leine“ habe ich den Aufbau einer Symbolik detailliert beschrieben.

 

4.Ablenkungsreize einbauen

Wenn das „Bleib am Rucksack“ funktioniert, steigern Sie die Ablenkungsreize, indem Sie zum Beispiel einige Minuten im Haus umhergehen, bevor Sie ihn dort nach einiger Zeit wieder abholen. Die nächste Steigerung wäre, dass Sie das Haus für kurze Zeit verlassen, hier jedoch anfangs gleich wieder zurückkehren. Dazu lassen Sie zunächst beim Weggehen die Haustüre geöffnet, denn der Hund soll verknüpfen, dass Sie sauer werden, wenn er Ihnen nach draußen folgen will, ihn jedoch als angenehme Alternative Lob und Leckerchen erwarten, wenn er brav am Gegenstand (z.B. dem Rucksack) gewartet hat.

 Diesen Zeitraum (im Haus umhergehen und diverse Arbeiten erledigen und aus dem Haus hinausgehen und wieder zurückkommen) verlängern Sie im Laufe der Zeit kontinuierlich.

 

5.Das „Bleib am Rucksack“ auflösen nicht vergessen

Am Ende jeder diese Übungseinheiten lösen Sie das „Bleib am Rucksack“ wieder auf, indem Sie ihm Halsband und Leine abnehmen, den Rucksack aufnehmen und erst jetzt darf er sich wieder frei im Haus bewegen.

 

6.Ein sehr wichtiger Punkt

Immer bevor Sie Ihren Hund nach der Eingewöhnung an die Box und dem Abliegen im Bleib am Rucksack dann für längere Zeit allein lassen, sollten Sie ihn zuvor körperlich und vor allem mental auslasten und so richtig müde machen. Dazu können Sie ihm eine längere Suche auf Menschenspuren (mindestens 500 Meter) anbieten die zum Beispiel zu einem Dummy führt, oder Sie legen 10 bis 20 Dummys im Garten aus und lassen ihn diese suchen und apportieren bevor er allein zurückgelassen wird.

 

Das Ergebnis

Im Laufe der Zeit gewöhnt er sich an einen Aufenthalt in der Hundebox, an den in der Autobox und hat sich auch ans Ablegen im Bleib unter Ihrer Kontrolle gewöhnt. Dann geht’s auch immer leichter ohne Ihre Nähe.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Ralf Bruennet (Donnerstag, 23 November 2023 19:24)

    Wie geht es dem Rüden jetzt...
    Die pubertäre Phase ist ja vorbei...